Schwöbels HSG-Lebenswerk
Von Sigor Paesler
Wer eine Mannschaft nach 14:12 Punkten mit einem 26:2-Lauf zum Aufstieg führt, hat es mehr als verdient“, fand Peter Pfeiffer bei Facebook. Und Andi Schimming schrieb: „Sonst wähle ich natürlich immer Dani, aber was Michi (und Marc) trotz Saisonfehlstart noch abgeliefert hat, war herausragend. Cool geblieben, ruhig weiter gearbeitet und den verdienten Lohn mit Meisterschaft und Aufstieg zum Abschied geholt – super!!“ Michael Schwöbel vom Landesliga-Meister HSG Ostfildern wurde von den Lesern des EZ-Handballblogs „Am Kreis“ zum Trainer der Saison gewählt. Er setzte sich mit 51,39 Prozent der Stimmen klar vor Daniel Brack vom TV Plochingen (33 Prozent) durch. Überraschend deutlich dahinter landeten Rouven Korreik (TSV Wolfschlugen/8,33 Prozent), Ralf Bader (TSV Neuhausen/6,94) und Pascal Morgant (TV Nellingen/0).
Schwöbel freute sich natürlich. „Es ist mir fast ein bisschen unangenehm, bei der Auswahl an Bundesligatrainern und künftigen Bundesligatrainern, die zur Wahl standen“, war jedoch seine allererste Reaktion. Ganz nach seiner TeamplayerArt sah der 35Jährige die Wahl auch als Anerkennung für sein Trainerteam mit seinem Bruder Marc und die gesamte Mannschaft, die nach einem schwachen Saisonstart und einer starken Aufholjagd den Aufstieg in die Württembergliga geschafft hatte.
Euphorie nach dem Aufstieg
Die Euphorie in Ostfildern nach der Meisterschaft war riesig und viele Handballer und Fans in der Region haben sich mit der HSG und ihrem Trainer gefreut. Übrigens auch Brack, der einer der ersten Gratulanten war. Schwöbel und Brack verbindet ohnehin viel, beide kommen aus Scharnhausen und haben in der Körschtalhalle gemeinsam die ersten Bälle geworfen.
Doch im Gegensatz zum späteren Bundesligaspieler Brack ging Schwöbel nie weg, zumindest handballerisch nicht. Er spielte nur in Ostfildern, wie auch immer das Handballkonstrukt dort hieß. Nach zwei beruflichen Jahren – ohne Handball – in Frankfurt, kehrte er als Sportlicher Leiter und dann als Trainer zurück. Fünf Jahre saß er bei der HSG auf der Bank – beziehungsweise stand engagiert und gestikulierend davor. Fünf Jahre, die es in sich hatten: Aufstieg von der Landesin die Württembergliga durch die Relegation, Klassenverbleib in der Relegation, Abstieg durch die Relegation, verpasster Wiederaufstieg in der Relegation und jetzt Aufstieg – ausnahmsweise ohne Relegation.
„Als ich meinen Rücktritt verkündet hatte, habe ich nochmal gesagt, dass ich die Mannschaft höher übergeben will als ich sie übernommen habe“, sagt Schwöbel. Damals sah es nicht danach aus. Die Mannschaft blieb jedoch am lange führenden Duo HSG Böblingen/Sindelfingen und SG Ober/ Unterhausen dran – und zog schließlich an den Konkurrenten vorbei zur Meisterschaft.
Nun übergibt Schwöbel an Frank Ziehfreund, und tut das gerne. „Wir stehen im regen Austausch, es ist eine sehr gute Lösung“, sagt er. Und macht selbst was? Pause. Erst einmal. „Ich werde zunächst nichts machen. Aber irgendwann wird es mich bestimmt wieder reizen“, sagt er. Dann erstmals bei einem anderen Verein. Die Wahl zum Trainer der Saison hat so fast etwas von einem Preis für das Lebenswerk bei seinem Heimatverein HSG Ostfildern. Die Blogleser haben entscheiden.
Mit freundlicher Genehmigung der Esslinger Zeitung